Therapiegebiete
Die Alzheimer-Erkrankung ist die häufigste Form von Demenz. Die fortschreitende neurologische Erkrankung raubt den Menschen nach und nach Erinnerungen, Fähigkeiten, die im Alltag benötigt werden, und damit schließlich die Unabhängigkeit.
Die Alzheimer-Erkrankung ist eine der größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft und unser Gesundheitssystem. In der Regel erfolgt die Diagnose bei Menschen, die 65 Jahre oder älter sind. Die Erkrankung beginnt jedoch viel früher im Leben der Betroffenen – manchmal sogar Jahrzehnte, bevor sich klare Symptomatiken zeigen.
Für viele Betroffene ist der Weg bis zur Alzheimer-Diagnose lang – und geprägt von Ängsten, Scham und Verdrängung. Viele bemerken schon lange vorher, dass ihr Gedächtnis nicht mehr zuverlässig funktioniert. Die Erkrankung ist stark tabuisiert; erste Anzeichen werden häufig dem Alter zugeschrieben und verdrängt.
Entgegen der weitverbreiteten Annahme lässt sich gegen Alzheimer trotzdem etwas tun.
„Absolut essenziell ist eine frühe Diagnose der Erkrankung. Je früher die Symptome erkannt, desto besser können gesundheitsfördernde Maßnahmen, wie ausreichende Bewegung, soziale Kontakte und das Trainieren der geistigen Fitness, in den Alltag integriert werden. Das kann mehr Lebensqualität für Betroffene und für ihre Angehörigen bedeuten.“
Reinhard Sedlmeier
Sr. Manager Medical bei Biogen Deutschland
Alzheimer-Forschung:
Die Forschung an Arzneimitteln, die krankheitsmodifizierend wirken, ist äußerst anspruchsvoll – trotzdem arbeiten wir bei Biogen weiter daran, Therapieoptionen für Alzheimer zu entwickeln, die an den Ursachen der Erkrankung ansetzen. Wir prüfen verschiedene Wirkstoffe auch in Phase III der klinischen Entwicklung.
Der Begriff Demenz beschreibt ein bestimmtes Muster von Symptomen und steht nicht für eine bestimmte Krankheit. Die Alzheimer-Erkrankung wiederum ist die häufigste Ursache der Demenz und eine Krankheit des Gehirns.
Alzheimer ist eine fortschreitende Erkrankung; die neurologischen Schäden und Symptome nehmen mit der Zeit zu. Dieser Verlauf lässt sich in insgesamt fünf Stadien einteilen, sie beschreiben das Fortschreiten der Hirnveränderungen und Symptome. Die Feststellung, in welchem Stadium sich die Alzheimer-Erkrankung befindet, ist nicht nur für die Diagnose wichtig. Sie kann auch Angehörigen von Alzheimer-Patientinnen und -Patienten dabei helfen, Veränderungen der Symptome, also Veränderungen im Verhalten nahestehender Menschen, besser zu verstehen und damit umzugehen.
In diesem ersten Stadium der Alzheimer-Erkrankung treten noch keine Symptome auf. Es zeigen sich jedoch erste Zeichen von Veränderungen im Gehirn – wie Ansammlungen von Beta-Amyloid (ein Protein im Gehirn).
Gut zu wissen: Obwohl Alzheimer häufig bei Menschen über 65 Jahren diagnostiziert wird, weiß man heute, dass der schleichende Prozess der Erkrankung bereits viele Jahre vor den ersten erkennbaren Symptomen beginnt. Veränderungen im Gehirn können schon bis zu 20 Jahre vor den ersten Symptomen auftreten, führen aber nicht in jedem Fall zur Entwicklung einer Demenz.1
Menschen mit Alzheimer weisen in diesem frühen Stadium Gehirnveränderungen und erste Symptome auf. Erste kognitive Veränderungen werden deutlich: Es kommt zum Verlust des Kurzzeitgedächtnisses und Problemen bei der Wortfindung. Auch der Überblick über Tag oder Datum kann gestört sein.1, 2 Freunden und Familie fallen diese Veränderungen zwar bereits auf, den Alltag schränken sie jedoch noch nicht wesentlich ein.1
Gut zu wissen: Die Forschung konzentriert sich darauf, die Alzheimer-Erkrankung so früh wie möglich – idealerweise bereits in diesem zweiten Stadium – zu erkennen und zu behandeln. Es ist daher besonders wichtig, diese ersten Symptome nicht als „Altersvergesslichkeit“ zu ignorieren, sondern mit einer Ärztin oder einem Arzt darüber zu sprechen.1, 3
In diesem Stadium lässt insbesondere das Kurzzeitgedächtnis nach. Menschen mit Alzheimer haben Schwierigkeiten, Gesprächen zu folgen. Es kann auch passieren, dass Betroffene mitten im Satz den Faden verlieren oder nach Begriffen suchen – das Sprechen und Denken verlangsamt sich. Auch die Fähigkeit, sich räumlich und zeitlich zu orientieren, ist bereits gestört.4, 5
An Alzheimer erkrankte Menschen bemerken in dieser Zeit oft selbst, dass sie vieles vergessen. Gleichzeitig verwirrt und beunruhigt es sie, wenn ihr Gegenüber über Dinge spricht, an die sie sich selbst nicht erinnern. Diese Unsicherheit kann – je nach Persönlichkeit – zu Abwehr, Aggressionen, Depressionen oder Rückzug führen. Viele Betroffene versuchen mit solchen Verhaltensmustern den „Schein“ zu wahren.5
Gut zu wissen: Bei einer leichten Alzheimer-Demenz können Betroffene den Alltag noch weitestgehend selbstständig bewältigen. Doch bei anspruchsvollen Tätigkeiten, wie zum Beispiel Bankgeschäften, benötigen sie bereits Hilfe. Dennoch: In diesem Stadium müssen Patientinnen und Patienten an Entscheidungen über ihre Behandlung und Betreuung beteiligt werden.5
In der Regel ist das vierte Stadium der Alzheimer-Erkrankung das längste Stadium. Neben dem Kurzzeitgedächtnis wird jetzt auch das Langzeitgedächtnis immer stärker beeinträchtigt. Nahezu das gesamte Leben gerät in Vergessenheit, häufig werden selbst Ehepartner oder eigene Kinder nicht mehr erkannt. Die Fähigkeit, sich zeitlich und räumlich zu orientieren, lässt ebenfalls deutlich nach, selbst in gewohnter Umgebung finden sich die erkrankten Menschen nicht mehr zurecht. Hinzu kommen immer größere Schwierigkeiten, sich auszudrücken und zu verständigen.
Eine selbstständige Lebensführung ist unter diesen Umständen nicht mehr möglich: Die Betroffenen benötigen Hilfe bei alltäglichen Tätigkeiten wie Einkaufen, Zubereiten von Mahlzeiten oder Körperpflege.4, 5
Gut zu wissen: Besonders belastend sind in diesem Alzheimer-Stadium zunehmende Verhaltensänderungen. Dazu zählt eine extreme Unruhe, die sich oft durch rastloses Umherwandern zeigt. Hinzu kommt: Verwirrung und Hilflosigkeit führen zu Angst, Aggressionen und starkem Misstrauen – selbst gegenüber engsten Familienmitgliedern.4, 5
Betroffene in diesem letzten Stadium der Alzheimer-Erkrankung sind auf eine Rund-um-die-Uhr-Pflege angewiesen. Sie nehmen ihre Umgebung nicht mehr wahr und bauen geistig wie körperlich stark ab. Das Kauen, Schlucken und Atmen fallen zunehmend schwerer. Häufig verlieren Betroffene die Kontrolle über Blase und Darm. Auch die Mobilität ist immer weiter eingeschränkt, Gliedmaßen können versteifen und Krampfanfälle auftreten. Die Betroffenen benötigen einen Rollstuhl oder sind bettlägerig.4, 5
Gut zu wissen: Die Alzheimer-Erkrankung führt nicht unmittelbar zum Tod. Vielmehr sterben viele Alzheimer-Patientinnen und -Patienten an einer schweren Infektion, zum Beispiel einer Infektion der Atemwege. Der Grund: Das Immunsystem ist in diesem letzten Stadium der Alzheimer-Erkrankung stark geschwächt.4, 5
Auch wenn die Forschung seit Jahrzehnten auf Hochtouren läuft: Für Alzheimer gibt es bis heute keine Heilung. Trotzdem kann man etwas tun: Eine frühzeitig einsetzende Behandlung wirkt sich in der Regel positiv auf den Krankheitsverlauf aus – Hauptsymptome, Depressionen und Verhaltensstörungen können gelindert werden.
Bei der Alzheimer-Therapie spielen sowohl symptomatische Arzneimittel als auch nicht-medikamentöse Therapieformen eine wichtige Rolle.
Zur Linderung der Symptome und psychischen Beschwerden der Alzheimer-Erkrankung können verschiedene Medikamentengruppen zum Einsatz kommen:
Antidementiva können den Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit und der Fähigkeit zur Alltagsbewältigung möglichst lange hinauszögern. Sie werden daher bereits ab dem Stadium einer leichten Alzheimer-Demenz eingesetzt.
Zusätzlich kann die Gabe von Antidepressiva verordnet werden. Diese Medikamente wirken gegen depressive Verstimmung und Depression.
Viele Betroffene entwickeln aufgrund ihrer Alzheimer-Erkrankung Depressionen. Diese belasten nicht nur sie selbst und ihre Angehörigen, sie können auch die Ausprägung der eigentlichen Alzheimer-Symptome, wie zum Beispiel das Denk- und Erinnerungsvermögen, verstärken.6
Verhaltensstörungen wie Unruhe, Aggressivität, wirklichkeitsferne Überzeugungen und Sinnestäuschungen können in schweren Fällen mit Antipsychotika (Neuroleptika) behandelt werden. Eine Behandlung mit dieser Medikamentengruppe sollte, unter Abwägung bestimmter Risiken, jedoch nur über einen kurzen Zeitraum erfolgen und muss engmaschig kontrolliert werden.7
Es gibt auch nicht-medikamentöse Therapieansätze8, die Alzheimer-Symptome abschwächen können. Ziele dieser Behandlungskonzepte sind vor allem die Förderung der geistigen Leistungsfähigkeit und Alltagsfähigkeiten, die Abschwächung von Verhaltensstörungen und die Steigerung des Wohlbefindens.
Wichtig dabei ist: Die Betroffenen dürfen nicht überfordert werden, Inhalt und Anspruch der Therapie sollten dem jeweiligen Alzheimer-Stadium und dem individuellen Zustand angepasst sein. Dabei gibt es drei Therapieansätze: das Gedächtnistraining, die körperliche und soziale Aktivierung und die emotionsorientierte Behandlung.
Weitere Quellen:
Biogen-219355